Texte

Die Welt, der Fußball und das Radereisen - das ist grob gesagt mein Hauptfokus als Autor und Journalist. Gerne arbeite ich ausgewählte Themenkomplexe auf und verbinde dabei Vergangenheit mit Gegenwart und Zukunft. Hier ein paar Texte aus meiner Feder.

Dies ist ein Roadbook, weil ich mit dem Fahrrad durch Albanien gereist bin. Mich im Dieselgestank wiederfand, mit Eselkarren und Kamikazepiloten um kaputte Asphaltpisten konkurrierte. Menschen begegnete, die sämtliche Vorurteile über ihr Land mit einem Lächeln wegwischten. Mich ständig irgendwelche Anstiege hochstemmte, denn Albanien ist eines der hügeligsten Länder Europas. Und die Landschaft bestaunte, denn es ist auch eines der schönsten. Eines, von dem es gerne heißt, es sei noch „unentdeckt“.


Unter den 24.500 beim DFB registrierten Fußballklubs sind 22 jüdische Vereine. Sie sind konzentriert auf Metropolen wie Frankfurt, München, Berlin oder dem Ruhrgebiet und oft Großvereine mit zahlreichen Sparten. Fußball ist populär und wird von Frauen wie Männern betrieben. Der Fokus fällt unterschiedlich aus. 


Die Welt der englischen Fußballwappen ist faszinierend in ihrer Vielfalt.
Häufig erzählen die Embleme Regional- und Vereinsgeschichte. Manchmal sind sie aber auch 
nur Ausdruck modischer Launen oder Spleens allmächtiger Vereinsbesitzer.



Am 4. Mai 1980 standen sich im Plinada-Stadion von Split der NK Hajduk und Roter Stern Belgrad gegenüber. Man schrieb den 25. Spieltag. Die Zuschauerränge waren dicht gefüllt, beide Fangruppen hatten sich lange vor dem Anpfiff gegenseitig mit Beleidigungen, darunter auch nationalistischen, eingedeckt. Das jugoslawische Fernsehen übertrug live.


Während ein Spieler vor einer romantischen Sonnenuntergangskulisse zum Kopfball ansetzt, hebt die Bariton-Stimme an: „The FA Premier League. Live. Only on Sky. It’s a whole … new … ball game.“ Es ist der 15. August 1992. Der Tag, an dem Fußball zu „a whole new ball game“ wird. 


Im Jahr 1972 griff der FC Bayern Hof nach den Sternen. Mal wieder! Schon 1959 hatte ein Münchner Boulevardblatt geschrieben, Hof sei „die fußballfreudigste Stadt dieses Jahres in der gesamten Bundesrepublik“. Dann 1968: Südmeister, in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga fulminant, aber glücklos. Und jetzt, vier Jahre später, war Hof wieder in aller Munde bei Deutschlands Fußballfans.



Bevor ich die Etappe starte, drehe ich noch eine letzte Runde durch das Ortszentrum. So schnell werde ich nicht zurückkommen, dafür war die „Heimkehr“ zu ernüchternd. An eine Hauswand ist in knallbunten Farben „Too much of a good thing can be wonderful“ gepinselt. Ich schnappe mir meine Vergangenheit und breche auf in die Zukunft. Die heißt Monmouth, liegt in Wales und fordert 107 Tageskilometer von mir ab.


Gemessen am Verhältnis von Landesgröße und Einwohnerzahl zu fußballerischen Erfolgen dürfte Uruguay die erfolgreichste Nation der Welt sein.

Fußball ist in Uruguay in allen Gesellschaftsschichten verankert. Wer in einem der armen Barrios aufwächst, sieht im Fußball seine Chance, der Tristesse zu entrinnen. Wen das Schicksal gut getroffen hat, dem bietet der Fußball die Chance auf Ruhm und Ehre. Fußball ist Teil der uruguayischen DNA.


Fußball ist Wettstreit und der lebt vom „Wir“ gegen „Die“. Als Team bildet man eine Einheit („11 Freunde“) und kämpft unter gemeinsamen Namen und Flagge. Die unübersehbare Nähe zwischen Mannschaftssport und militärischen Einheiten ist frappierend. Wie in der Armee werden die „Kampfverbände“ über Namen und Fahnen (bzw. Farben) unterschieden, damit jeder weiß, wo er (oder sie) hingehört.


Die Porteños zaudern, hadern und leiden eigentlich immer mit sich und ihrem Schicksal. Zu den Orten, an denen sie Entspannung finden, gehören Fußballstadien. In der Cancha des eigenen Klubs findet die ganze Seelenpein ihre Entladung. Im Kollektiv wirft man alle Sorgen ab und swingt sich durch das leichte Leben. Die Identifikation mit dem Klub ist unvergleichlich. Kaum vorstellbar, dass sich ein argentinischer Fan jemals von ihm abwendet. Die Liebe steckt im Blut, sie ist unauflöslich. Und sie reicht weit über den Spieltag hinaus.

Diego Armando Maradona lebte diese Liebe.


Der Wind pfeift eiskalt über das Plateau. Alles, was ich in meinem Rucksack hatte, trage ich inzwischen am Körper. Und friere trotzdem wie ein Schneider. Wärme mich notdürftig am lauwarmen Kaffee und stopfe kleine Küchlein in mich rein. Während vorne irgend jemand langatmig von der „Faszination Afrika“ und dem „größten Abenteuer des Lebens“ faselt. Im Hintergrund die Pyramiden von Gizeh. Viel kleiner, als ich gedacht habe, und irgendwie surreal.


Der Großraum Buenos Aires ist ein Kosmos. Ein Kosmos der Vielfalt, der Extreme. Und des Fußballs. 80 Profi- und Halbprofiklubs sind dort beheimatet. So viele wie nirgendwo sonst in der Welt. An jeder Ecke steht ein Stadion, das seinen eigenen Charme und häufig auch eine schillernde Vergangenheit hat. Die Klubs sind tief verankert in ihren Barrios (Stadtviertel) und elementare Bestandteile des politischen und gesellschaftlichen Lebens. Man darf sagen, dass die „Seele des Fußballs“ in Buenos Aires wohnt.



Zwei gekreuzte Hämmer im Wappen, „Glückauf“ im Namen – schon der erste Blick verrät viel über den FSV Glückauf Brieske/Senftenberg, einem mythenumrankten Kumpelklub mit goldener Vergangenheit. Was er nicht verrät, ist die am Ende tragische Geschichte der kleinen Lausitz-Gemeinde, die eine Zeitlang als das „Schalke des Ostens“ galt und später in die Mühlen der Politik geriet.


In über zwei Jahrzehnten sammelt sich eine Menge an. Erfahrungen und Erlebnisse, Lebensweisheiten, Siege, Niederlagen, Abenteuer und Sackgassen. Dass ich mal mit dem Fahrrad um die halbe Welt fahren würde hätte ich vor 20 Jahren sicher nicht geglaubt. Dass ich meinen Herzensverein Göttingen 05 erst verlieren und ihn dann, als nachgebildete Erinnerung, nicht mehr halb so attraktiv finden würde sicher auch nicht.


14 Jahre 2. Bundesliga, 536 Spiele, Platz 27 in der Ewigen Zweitligatabelle. Namen wie Wolfgang Krüger, Jürgen Lehr, Dirk Hupe, Günter Diekmann oder Werner Lenz. Sensationen wie ein 1:0 sowie ein 4:0 über Schalke 04 und der Einzug ins Pokal-Viertelfinale 1985 gegen Mönchengladbach. Geblieben ist – nichts, außer ein paar Einträgen in die Fußballgeschichte.



Vorab ein Wort der Warnung: Wer hier einen adrenalingespeisten Rennbericht erwartet und von ständig neuen Rekorden hören möchte, wird enttäuscht werden. Stattdessen warten entschleunigte Landschaftsbilder und entspannte Begegnungen mit Einheimischen, jammernde Leidensreportagen aus dem Sattel und euphorische Ausflüge in das Land der totalen Glückseligkeit.

Im Dezember 2018, und damit 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts, übernahm zum ersten Mal in der Geschichte des Leistungsfußballs in Deutschland eine Frau die Trainingsleitung einer Männermannschaft. 

Nichts drückt die Essenz der Gefühle vieler Fans zu ihrem Verein wohl so passend aus wie Eric Cantonas legendärer Kultspruch: „Du kannst deine Frau wechseln, deine Religion wechseln, deine Politik wechseln aber niemals, wirklich niemals, kannst du deinen Lieblingsverein wechseln!“ Mit seinem Klub ist man auf Gedeih und Verderb verbandelt. Er gehört zur eigenen Identität.


2020 ist das Jahr der großen Jubiläen. Überall im Land erinnert man sich an die aufwühlenden Tage vor 100 Jahren, als vom Ersten Weltkrieg gezeichnete und oft traumatisierte junge Männer beschlossen, etwas gegen ihre Langeweile zu tun und Fußballvereine gründeten. Bis in die kleinste Landgemeinde drang der Fußballvirus damals und legte den Grundstein für das heutige Vereins- und Ligaspielnetz.

Was ist Europa, wo fängt es an, wo hört es auf? Eine Frage, die sich schwer beantworten lässt. Schon gar nicht durch den Fußball. Bei der EM 2021 wird auch in Baku gespielt – und damit in Asien. In der physischen Geografie gibt es nicht einmal eine Trennung zwischen Europa und Asien, wird beides als Eurasien zusammengefasst, stellt Europa lediglich die westliche Halbinsel Asiens dar.

Die Gründung der Bundesliga zog 1963 die größte Leistungsverdichtung in der Geschichte des Fußballs in Deutschland nach sich. Aus 74 Oberligisten wurden 16 Bundesligisten. Wir blicken zurück auf eine Spielzeit, die den Fußball in Deutschland radikal veränderte und während der der federführende DFB nicht immer gut aussah.